Stadtschloss Berlin Berlin, Neubau, Wettbewerbsbeitrag 2002

Farbliche Zeichnung vom Stadtschloss

Am Ende der monumentalen Prachtstraße Unter den Linden gleich gegenüber der Museumsinsel stand das Berliner Stadtschloss. Dessen Zerstörung durch die Bomben war so groß, dass sich die Regierung 1952 entschloss, die Überreste zu sprengen und durch den Palast der Republik und einer Art Paradeplatz zu ersetzen. Darunter, nicht sichtbar, gleichsam wie unter einem verstaubten Glaskasten ruhen die Grundmauern.

Architektonischer Entwurf

Die archäologische Stadt Rom und ihre sichtbar gewordenen Ausgrabungen, der natürliche Bezug zwischen ihren Ruinen und der pulsierenden Stadt liefert den Hintergrund der Projektidee: die Grundmauern des Schlosses sollen freigelegt werden und mit den teilweise ausgelagerten Steinresten und Skulpturen ergänzt werden. Die so entstandene Ruine wird in eine Parkanlage eingebettet und als Teil der für Berlin typischen Stadtgrünräume begriffen. Der beschauliche und durchaus romantisierende Bezug zur Geschichte begründet einen Ort des Verweilens und des Nachdenkens.

»Die Substanz und ihr verborgener Sinn einer kosmischen Tragik erklärt sich in der Ruine. Wenn uns die Empfindung der Ruine in den Schatten der Wehmut rückt und sie uns als die Rache der Natur für die Vergewaltigung durch den Geist erscheint, dann wäre ihre Rekonstruktion eine dem Ort angemessene Geste der Versöhnung. Die Stellung der Ruine zwischen dem ›Nochnicht‹ und dem ›Nichtmehr‹ deutet auf eine Richtung, die in der Existenz des Zerstörten angelegt war. Sie erscheint in einem Garten mit der ihre Idee immer verbunden bleibt und dem sie ihre Existenz verdankt, einem Ort ohne Geschichte in einer Zeit der Vorgeschichte. Der Bau der Ruine des Stadtschlosses am originalen Ort gründet sich auf erhaltene und zu ergänzende Bauteile, die konstruktiven Prinzipien entsprechen den historisch überkommenen. Das Projekt ist nicht als Rekonstruktion zu deuten, es ist ein architektonischer Entwurf.«

Helmut Geisert

 

L’architecture, c’est ce qui laisses des belles ruines.

Auguste Perret
Französischer Architekt, Bauunternehmer und Stadtplaner

Wettbewerbsbeitrag für Eingeladene, Museum der bildenden Künste, Ausstellung im Georg-Kolbe-Museum, August 2002, mit Helmut Geisert